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Die Psychoanalyse Sigmund Freuds (1856-1939) ist mehr als ein Instrumentarium zur Erforschung der menschlichen Seele. Sie ist ein wichtiges Werkzeug, um politische und gesellschaftliche Phanomene zu analysieren. Doch die politische Weiterentwicklung von Freuds Theorien, wie sie vor allem die Frankfurter Schule um Erich Fromm, Herbert Marcuse und Theodor W. Adorno betrieb, geriet zunehmend in Vergessenheit. Der israelische Soziologe, Historiker und Philosoph Moshe Zuckermann, langjahriger wissenschaftlicher Leiter der Sigmund-Freud-Privatstiftung in Wien, zeigt anhand seiner intensiven Beschaftigung mit dem Thema, wie aktuell die Anwendung der Freud'schen Erkenntnisse auf politische Ereignisse, Prozesse und Entwicklungen ist. Schon in den Grundlagen der Psychoanalyse steckt ein politischer Kern. Nach Freud steht der Mensch einerseits seit je im Konflikt mit seinem Seelenleben, andererseits im Konflikt zur ihn umgebenden Welt und Kultur. Politisch ist dieses Verhltnis insofern, "e;als eine Form des Machtkampfes zwischen den seelischen Bedrfnissen und den realen Mglichkeiten ihrer Befriedigung stattfindet"e;, wie Zuckermann schreibt. Aus dieser Diskrepanz erwachsen die Neurosen der Menschen, die sie aber auch gleichzeitig dazu treiben knnen, fr Emanzipation und damit fr die Auflsung ihrer seelischen Konflikte zu kmpfen. Das Neurotische findet seine Entsprechung in Weltanschauung, Ideologie und Handlungspraktiken. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, politische Prozesse auch mit psychoanalytischen Mitteln zu durchleuchten.