Heute fur Geld und morgen umsonst

Grimme-Preis fur die Drehbucher von Heimat - jetzt ein literarischer WurfPeter Steinbach hat sich als Drehbuch- und Hrspielautor einen Namen gemacht. Mit seinem ersten Roman gelingt ihm etwas Unwahrscheinliches: Mit den Augen seines Erzhlers Osvald, eines zehnjhrigen Jungen voller Neugier und Sehnsucht, lsst er uns das letzte Kriegsjahr in Leipzig neu sehen. Osvald hat es nicht leicht, aber er ist guter Dinge. Seine Mutter ist hochschwanger, sein Vater meist unterwegs, weil er kriegswichtige Forschungen betreibt, und Osvald darf nicht in die Schule. Eigentlich darf er berhaupt kaum raus, denn wre sein Vater nicht, wren seine Mutter und er nicht mehr. Vaters Rang verhindert ihre Deportation, schtzt aber nicht vor Alltagsdiskriminierung und den Bombern der Englnder, die immer wieder ihre Fracht ber der Stadt abwerfen.Osvald beobachtet das Treiben seiner Altersgenossen durch den Feldstecher, flchtet sich in die Lektre und bricht immer wieder aus: Mit dem Fahrrad unternimmt er heimlich Expeditionen in die Umgebung und erfhrt dabei mehr ber die Leute und das Geschehen, als man fr mglich hlt. Und als seine Mutter mit dem Neugeborenen die Stadt verlassen muss, schlpft Osvald beim Bcker Bredno unter und erlebt den Einmarsch der Amerikaner und spter die bernahme der Stadt durch die Russen mit.Peter Steinbach erzhlt unerhrte Geschichten aus dem Krieg aus der glaubwrdigen Perspektive seines jungen Helden, der staunend und mit groer Empathie verfolgt, was alltglich sein soll. Eine neue Stimme, die aus groem zeitlichem Abstand mit ungeheurer Intensitt erzhlt. Dieser Roman entwickelt einen ungeheuren Sog und ist so aufgeladen mit Erfahrung, dass es sich alle paar Stze in einer Pointe entladen muss. Ein Solitr! (Jan Seghers)