Lust

Seit Aids ins letzte Alpental vorgedrungen ist und die infiziert, die in der Liebe fur den Wechsel sind mu der Fabrikdirektor auf Partnertausch und Prostituierte verzichten und wieder auf seine Frau Gerti zuruckgreifen. Gerti will den sexuellen Attacken entfliehen, der routinemaigen, langweiligen, todlichen Wiederholung des Immergleichen. Sie ist oft abgangig, landet, bisweilen betrunken, auf der Gendarmerie. Ihre Sexualitat kann sie nicht ausleben als Mutter; Mutterschaft und Sexualitat loschen einander aus. Gerti verliebt sich in das Gotterbild Michael, einen Studenten, der sie auf einer ihrer Fluchten aufliest, nach allen Regeln seiner jungen Aufreier-Kunst verfuhrt und demutigt. Lust ist, wie alle Romane Elfriede Jelineks, ein Sprachspiel, virtuos mitunter, przise und kalt, kalauernd oft und albern; als bse Porno-Parodie knnte Lust gelesen werden, die durch den Rhythmus der Stze, durch Wiederholungen die stets verfgbare Frau, den immer potenten Mann der Lcherlichkeit preisgibt, abrechnet mit Mnnerphantasie und Mnnerrede. (Der Spiegel)Elfriede Jelineks heftiger Antiporno Lust ist bereits zum Bestseller geworden; denn eine vergleichbare sprachliche und intellektuelle Leseherausforderung gibt es in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur augenblicklich nicht (Wolfram Schtte, Frankfurter Rundschau). Auf einsamer Hhe ber der gegenwrtigen deutschen Literatur anzusiedeln ... aufregend finde ich die aggressive Geschmacklosigkeit und Unbarmherzigkeit, mit der die Autorin die Sprache dummer Geilheit adaptiert und entschlossen weitergetrieben hat ins Grotesk-Komische; die gnadenlos wiederholungsfreie Flle einer zwar zitierten, dann aber ohne Zaudern eingesetzten Sprache der Sexualitt, genauer: einer Art des Sprechens ber Sexualitt. (Jrg Drews, Sddeutsche Zeitung)