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Gunilla Gerland hatte von Kind an Eigenheiten, die keiner verstand, aber auch niemand recht ernst nahm. Verzweifelt bemühte sie sich, den Erwartungen nachzukommen, die ihre Umgebung an sie stellte. Sie mußte unentwegt dem Rätsel des "Normalen", "Selbstverständlichen" auf der Spur sein, denn für sie selbst war eine ganz andere Realität die selbstverständliche. Die Welt von außen: Menschen gehören zu einem Raum. Wie kann es dieselbe Person sein, wenn man ihr in einem anderen Zimmer begegnet? Gunilla hat Mühe, ihre Mitschüler außerhalb des Klassenraums wiederzuerkennen. Es sind so viele, so unendlich viele "leere Gesichter". Zweidimensionalität: An der Straße stehen viele Häuserfassaden, dahinter ist - nichts. Lärm: wirkt so unmittelbar, daß es ihr buchstäblich den Boden unter den Füßen wegzieht. Farben: Menschen, Wörter, Gefühle, eine bestimmte Atmosphäre rufen Farbempfindungen in ihr hervor. Das ist eine Möglichkeit, die verschiedenen Splitter des Lebens miteinander zu verbinden. Und damit ist Gunilla unentwegt beschäftigt. Sie beobachtet, denkt nach, stellt Theorien auf. Sie versucht sich selber zu verstehen und ahmt andere nach, um ein "richtiger Mensch" zu sein. Sie begibt sich in Psychotherapie. Eines Tages erkennt sie in einem Buch über Autismus ihre eigenen Schwierigkeiten wieder. Gunilla Gerlands genaue, sensible, dichte Schilderung gibt die einzigartige Gelegenheit, etwas von der Wahrnehmung und dem Selbsterleben zu spüren, die für Menschen mit dieser Problematik charakteristisch sind, und unseren gewohnten Standpunkt in der Welt mit "fremden Augen" zu betrachten.